ONOMICHI - EHER WOHNEN ALS ÜBERNACHTEN - Teil II
Takashi UEMURA
Lesen Sie Teil 1 hier.
Kunsttempel und Literaturgasse
Gegen 7 Uhr stand ich auf. Ich war im Bett, aber hatte kein Gedächtnis, wie und wann ich wohl ins Bett gekommen war. Angeblich war ich besoffen gewesen. Das war noch müde, weshalb ich wieder ins Bett ging.
Ich überlegte mir, welche Sehenswürdigkeiten ich in der Stadt besuchen wollte. Ich bin kein Typ, der alles im Voraus entscheidet. John Lennons „Imagine“ hat einem Verse, wo der Autor hofft, dass alle Leute im jetzt leben („Imagine all the people living for today“). Das hat keinen direkten Zusammenhang, aber ich entscheide mich erst am Morgen was ich mache, wenn ich auf einer Reise bin.
Da ich am vorherigen Tag am Meer gewesen war, wollte ich diesmal einen Berg hochlaufen. Im Norden der Stadt liegt eine kleine Bergkette, auf der der Senkôji-Tempel steht. Diese Information steht auch in meinem Reiseführer: Der Tempel bietet eine spirituelle Erfahrung und eine spektakuläre Landschaft. Dort gibt es eine Seilbahn, die von der Stadt bis zur Spitze des Berges fährt. Ich sprang aus dem Bett, putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht und zog mich um. Nachdem ich meine kleine Tasche gepackt hatte, ging ich in den unteren Stock. Dort war schon der Besitzer, und er fragte mich über meinen heutigen Plan. Ich erzählte ihn von meinem Plan zum Wandern. Dann empfahl er mir, zu Fuß auf den Berg zu steigen. Es gibt nämlich noch etwas zu sehen: „Bungaku no Komichi“ - die Literaturgasse.
MATSUO Bashô, MASAOKA Shiki, SHIGA Naoya und HAYASHI Fumiko… Diese Namen sind sehr bekannte Namen in der japanischen Literatur, und sie hatten einen festen Zusammenhang mit der Stadt Onomichi. Deswegen hatte die Stadt eine Denkmalgasse gebaut. Das war die Literaturgasse. Der Besitzer erklärte mir über die Geschichte der Literatur, deren Inhalt ich im Voraus wissen musste, damit ich die Reise noch mehr genießen konnte. Ich war schon sehr neugierig über die kleine Gasse.
Und los. Ich bog rechts ab, lief ein Stück weiter, und befand mich in einer großen Einkaufsarkade. Es war erst um 9 Uhr, als ich dort war. Der Eingang der Literaturgasse war nichts besonders. Der Weg war ziemlich eng und steil, weshalb ich ein bisschen bedauerte, dass ich nicht die Seilbahn genommen hatte. Außerdem lief der Weg durch die Häuserallee, deswegen gab es nichts Spannendes zu sehen. Zumindest konnte das Geld für die Seilbahn sparen.
Trotzdem, plötzlich gab es da eine Entdeckung. Da war ein leerer Brunnen am Weg. Am Brunnen stand ein Schild, was über den Gebrauch des Brunnens lehrte. Plötzlich bekam ich eine Vorstellung davon, wie die Bewohner im Bergteil der Stadt zusammenlebten. Ich überlegte mir, dass sie sich jeden Tag z.B. am Vormittag am Brunnen gesammelt hatte, und sich über etwas Alltägliches unterhielten. Mit dieser Überlegung ließ mich ein bisschen vom Gefühl der abenteuerlichen Reise los, und freute mich stattdessen.
Nach ungefähr dreißig Minuten erreichte ich die Spitze des Berges und ich konnte einen schönen Blick aufs Meer werfen. Hinter mir lag der Senkôji-Tempel. Der war zwar einer von Onomichi’s Touristenmagneten, aber er war auch ein lokaler Tempel, wo die einheimischen Leute häufig zum Beten kamen. Ich bin kein begeisterter religiöser Mensch, sodass ich die Geschichte des Tempels nicht im Voraus gelernt hatte. Trotzdem fühlte ich mich in der besonderen Atmosphäre wohl. Es war mein Wunsch, dass ich mindestens eine Woche lang in Onomichi bleiben wollte, damit ich mehr über den Tempel und die Umgebung wissen konnte.
Nach dem Beten lief ich zurück in Richtung der Literaturgasse. Die Gasse war so eng, dass dort nur zwei Menschen nebeneinander stehen konnte. Plötzlich kam ich in eine Gasse hinein, in der sich Cafés sammelt. Ich erreichte die Literaturgasse.
Die Atmosphäre wurden für Besucher als eine Welt der japanischen Literatur beschrieben. Das Schlagwort in meinem Reiseführer lautet: Eine Zeitreise in die Meiji-Zeit. Trotzdem fand ich dies nicht so interessant, denn die Atmosphäre war nicht natürlich, und sie reflektierte nicht die authentische Seite vom Leben in Onomichi.
Ich war ein bisschen enttäuscht über das Literaturviertel. Dann sah ich eine Katze, die auf der Mauer eingeschlafen war. Plötzlich hörte ich jemand fotografieren, und erst dann habe ich gemerkt, dass es zahlreiche Katzen gab. Jede Katze fand ich sehr hübsch. Ich war ein bisschen hingerissen von den Katzen. Sie sahen aus, als ob sie wüssten, wie sie das Leben in der Gasse genießen konnten.
Die Katzen waren so niedlich, dass ich etwa eine halbe Stunde dort blieb. Ich war so in den Anblick der Katzen versunken, sodass die Zeit sehr schnell verging. Dann kam ich zur Erkenntnis, dass ich vermutlich ein komischer Tourist bin.
Mit dem Fotoapparat von meinem Smartphone konnte ich keine schönen Bilder von den Katzen machen, weil ich kein guter Fotograf bin. Trotzdem, die Existenz der Katzen selbst war für mich ein Symbol des Onomichi’s Lebens.
Zeig dich, was du bist, was du siehst und was du denkst.
Es gab bei den Katzen gibt es kein sollen oder müssen, was eigentlich für uns ein Bedürfnis oder Wunsch ist. Wir, Menschen, versuchten auch zu erkennen, was das Ich bedeutet, wobei es uns immer misslingt. Die Katzen in der Literaturgasse sind niemals philosophisch. Sie sollten mir sehr mutig erzählten, dass meine Philosophie total falsch ist.
Also, abgesehen von meinen Gedanken um die Philosophie, konnte ich wieder einen Teil des Wohnstils in Onomichi fühlen. Der Stil war viel lockerer als der in Kyoto. Erst nach dem beschäftigten Leben kann man bemerken, wie schön das lockere Leben manchmal ist. In Onomichi konnte ich viel Neues lernen.
Als ich wieder in der Stadt zurückkam, war es schon 17 Uhr. „Mahlzeit!“, dachte ich, weil ich schon Hunger hatte.
Okonomiyaki - Das Symbol der Menschenvielfältigkeit
Was ist eine lokale Spezialität in Onomichi, die häufig von den Einheimischen gegessen wird? Nudelsuppe habe ich schon gegessen. Deswegen dachte ich an Okonomiyaki.
Kurz erklärt, Okonomiyaki wird häufig als japanischer Pfannkuchen beschrieben, weil es rund ist, und weil es auch aus Mehl und Wasser gemacht wird. Trotzdem, Okonomiyaki ist kein Pfannkuchen, weil es aus mehr als Mehl und Wasser besteht: Kohl und Frühlingszwiebel, Fleisch und Meeresfrüchte gehören dazu. Was Onomichi’s Okonomiyaki anbelangt, man fügt normalerweise noch Muskeln des Hähnchens hinzu.
Ich war wieder an der Hafenstraße, weil es dort angeblich viele Okonomiyaki-Läden gibt. Um 17 Uhr öffneten die Läden noch nicht. Ich kam zu einem Laden, weil ich da einen Mann vor der Tür putzen gesehen hatte. Ihn fragte ich, ab wann der Laden auf war. Er sah mich streng an und sagte, dass er in fünf Minuten sein Geschäft öffnet. Ich ahnte, dass er sich noch erholen wollte. Das war ja Onomichi.
Fast genau fünf Minuten später war der kleine Laden auf. Dann kamen auch einige Leute, die angeblich Nachbarn waren. Alle sahen auch ein bisschen streng aus. Ich hatte die Sorge, dass ich im falschen Lokal gelandet war.
Plötzlich fängt der Ladenchef an, mich anzusprechen: „Woher kommst du denn? Was hast du hier vor?“. Ich antwortete auf seine Fragen und sagte ihm das ich aus Kyoto kam und nur zu Besuch in der Stadt war. Und waren alle ein bisschen verdutzt. Ich wusste nicht warum.
Dann sagte ein anderer Mann zu mir: „Haha, sei nicht so nervös, wir sind kein Yakuza. Wir sind alle gleich gute Menschen“. Er erklärt mir, dass Onomichi wegen eines Videospiels berühmt wurde („Ryû ga Gotoku 6). Er erzählte mir, dass es viele Fans gibt, die nach Onomichi kommen, um die im Spiel aufgetretenen Orte zu besuchen.
Danach unterhielten wir uns in lockerer Atmosphäre mit Okonomiyaki. Als ich über meinen morgigen Ausflug zur Ikuchi-Insel erzählte, dann bekam ich viele Tipps fürs Radfahren, Essen und Sehenswürdigkeiten. Auch haben wir über Baseball geredet: Alle sind große Fans von der Hiroshimas Baseballmannschaft. Zufällig hatten wir auch im Fernsehen des Restaurants ein Spiel gesehen. Ich hatte viel Spaß an diesem Abend.
Ja, das war Onomichi. Ich habe mehr zu erzählen, aber ich möchte die Leser nicht langweilen. Mein Fazit ist immer noch das Gleiche: Ich fand einen neuen Lebensstil während meiner Reise. Reisen ist nicht nur gut für Menschen, die eher Erlebnisse wichtig finden. Reisen, wie die Einheimischen: Das habe ich diesmal erfolgreich verwirklicht.
Fazit: Meine tolle Erfahrung außerhalb von den japanischen Touristenmagneten
Zum Schluss möchte ich die Reise nach Onomichi zusammenfassen: Jede Seite der Stadt zeigte mir das alltägliche Leben der Stadt. Natürlich fand ich das außerordentliche Livekonzert der gegenwärtigen Kunst sehr merkwürdig, aber es war eine Chance etwas über neue Künstler zu lernen. Die Landschaft und die Menschen dort halfen mir, sodass ich mir das Leben in der Stadt Onomichi vorzustellen konnte. Der Slogan der Stadt: Eher Wohnen, als Übernachten, passt sehr gut zu meinen Erfahrungen.
Dazu hätte ich zwei Fragen: